Badische Zeitung: Ein Blick auf alternative Energien
Über Nahwärme mit regenerativen Energien informierte sich die SPD-Bundestagsabgeordnete und -kandidatin Rita Schwarzelühr-Sutter im Bioenergiedorf Breitnau. Eugen F. Ketterer, Vorsitzender der Genossenschaft Breitnau Energie, Klaus Dieter Müller, Planer des Nahwärmeprojekts , und Bürgermeisterstellvertreter Franz Lickert erzählten der Parlamentarierin so Manches.
Breitnau glänzt mit einer positiven Energiebilanz, im Ort wird mehr Energie erzeugt als verbraucht. Dazu tragen 80 Photovoltaikanlagen, sechs Wasserkraft- und zwei Biogasanlagen bei. Das Nahwärmeprojekt verbessert diese Bilanz weiter. Ketterer erklärte, das Streckennetz der Nahwärme belaufe sich auf 4,8 Kilometer, davon 3,4 Kilometer im Hauptort. Im Ortskern stehen etwa 120 Wohneinheiten, von denen 80 an das Streckennetz angeschlossen werden können. In dieser Wertschöpfung vor Ort sah Rita Schwarzelühr-Sutter eine Chance für den ländlichen Raum.
Wie schwer es dörfliche Strukturen haben, ihre Infrastruktur wenigstens zu erhalten, darauf wies Franz Lickert hin. Er betonte, zur Stärkung des ländlichen Raums bedürfe es einer Änderung der Finanzierung, die sich nicht mehr nur an Einwohnerzahlen orientieren sollte.
Mit der Auszeichnung Bioenergiedorf fing 2010 alles an, informierte Eugen Ketterer den Berliner Gast. Das Preisgeld von 20 000 Euro ermöglichte eine Machbarkeitsstudie und war Türöffner zur Nahwärme Breitnau. Ursprüngliche Pläne, die beiden Biogasanlagen als Heizzentrale zu verwenden, ließen sich aus Entfernungs- oder Leistungsgründen nicht umsetzen. Bis zu 600 Kilowatt werden benötigt. Schließlich entstand die Heizzentrale beim Leohof. Die Zusagen der BASF, für ihr Haus jährlich eine Million Kilowattstunden abzunehmen, der Gemeinde, sechs Gebäude anzuschließen, und der Kirche, drei Gebäude versorgen zu lassen, starteten das Projekt. Drei Millionen Euro sind investiert, und 2015 hofft man auf erste schwarze Zahlen.
In der Heizzentrale erläuterte Planer Klaus Dieter Müller das Herzstück, einen Holzhackschnitzelkessel und ein Blockheizkraftwerk. Das BHKW liefert 80 Prozent der Gesamtwärme. Das Gas liefert die nächsten zehn Jahre die Badenova und die Hackschnitzel ein Bonndorfer Unternehmen, das mit heimischen Waldbauern zusammenarbeitet.Die Kilowattstunde Wärme kostet 8,1 Cent.
Nachdenkliches gab Ketterer der Bundestagsabgeordneten mit auf den Weg. Das Bioenergiedorf ist in Stuttgart zweimal abgeblitzt, als es um Förderungen ging. Das Gremium habe wohl nach eigenem Gutdünken entschieden. Die Entfernung der Heizzentrale zum Ortskern passte nicht ins Konzept. Ja, wenn sie ein Vorort von Freiburg wären, hieß es. Aber Breitnau ist eben kein Anhängsel von Freiburg, sondern ein fast autarkes Bioenergiedorf, auch ohne Förderung.
Ein Blick auf alternative Energien (veröffentlicht am Do, 22. August 2013 auf badische-zeitung.de)